Montag, 18. März 2013

Interview mit Myrella und Thomas von Veganese.de

Im Rahmen meiner Fair durch die Fastenzeit-Aktion habe ich mich mehr denn je mit nachhaltigem und fairem Konsum auseinandergesetzt und bin dabei auch auf Veganese.de gestoßen, einen von diversen veganen Online-Shops. Allerdings ist Veganese eben nicht nur einer von vielen Onlineshops, sondern den Betreibern geht es um weit mehr, als nur vegane Produkte unter's Volk zu bringen. Ihre Produktauswahl unterliegt strengen Kriterien und mit dem Erlös aus dem Verkauf der Produkte setzen sie sich für den Tierschutz ein.
Ich fand das so genial, dass ich unbedingt mehr erfahren wollte und habe Myrella und Thomas gefragt, ob sie so lieb wären und mir ein Interview geben würden, was sie gerne getan haben.
Nach diesem Interview fand ich die beiden noch viel sympathischer als vorher und ich muss sagen, ich war sehr beeindruckt vom Engagement und den Motiven der Beiden, weshalb ich hier auch gerne eine Empfehlung für Veganese ausspreche. Aber lest selbst und bildet Euch Euer eigenes Urteil!

Vielen Dank auf jeden Fall nochmal an Myrella und Thomas für das superinteressante Interview!

Das Team von Veganese



Liebes Veganese-Team, vielleicht möchtet  Ihr Euch zuerst einmal kurz vorstellen und verraten, wer eigentlich hinter Veganese steht?

Ja, gern. Das Team um „Veganese.de“ besteht ganz unspektakulär aus zwei kleinen Idealisten (Myrella Schuckmann (28) und Thomas Krause (41)), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Welt für Mensch und Tier etwas zu verbessern. :-)

Myrella: Unsere zwei Podencas Kayleigh und Pandora bereichern seit 1 ½ Jahren unser Team. Pandora (ca. 5-6 Jahre) kam durch eine Tierschutz-Organisation zu uns, die sie aus einer mallorquinischen Tötungsstation retteten.
Kayleigh (ca. 3 Jahre) habe ich bei meinem halbjährigen Aufenthalt in Spanien mitgebracht. Dort arbeitete ich in einer total überfüllten Perrera (Tierheim mit über 360 Hunden) , wo sie mir gleich aufgefallen ist, da sie, so wurde mir berichtet, über 4 Monate lang, 24 Stunden zitternd in einer Ecke auf Betonboden saß und herzzerreißend schrie, wenn man ihr zu nahe gekommen ist. Das konnte ich mir nicht länger ansehen und sensibilisierte sie monatelang auf alltägliche Gegebenheiten. (Video vom 1. Treffen mit Kayleigh, Bericht hier zum lesen) Nun ist sie ein ganz normaler Hund, genießt ihre Streicheleinheiten und ist fester Bestandteil unseres Teams.


Fein!

Betreibt Ihr Veganese eigentlich hauptberuflich? Falls nicht, wie viel Zeit steckt Ihr in Veganese und bekommt Ihr das gut mit Eurer Arbeit unter einen Hut? Und was macht Ihr in Eurer Freizeit? Habt Ihr überhaupt noch welche?  ;-)

Myrella: Der „Veganese“ wird von mir zwar hauptberuflich betrieben, da wir aber z.Z. noch nicht von leben können, wird das Geld in erster Linie durch unsere kleine, schnuckelige Werbeagentur, die wir seit über 8 Jahren betreiben, verdient. Zwischendurch im Agentur-Alltag werden liebevoll ein paar Pakete gepackt und auf die Reise geschickt. Was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt ist die Produktrecherche und die -anfragen bei den Herstellern, ob es sich bei den verwendeten Inhaltsstoff nicht um das der Ölpalme handelt, ob es sich bei der Zutatenliste um die Volldeklaration handelt,… aber das geschieht meist nach Feierabend oder in der Mittagspause. Da ich ja nun mal meine Affinität - Gesunde, natürliche Produkte unter die Leute zu bringen -  zum Beruf gemacht habe, ist es für mich selbstverständlich meine Freizeit zu „opfern“. Ich mache das ja gerne, denn nichts ist schöner als glückliche Kunden, die mit einem guten Gefühl bei uns shoppen und die Qualität der Ware zu schätzen wissen.
Aber viel Freizeit bleibt in der Tat nicht – Ein 13-14 Stunden Tag ist eigentlich normal. Freizeit haben wir dann am Sonntag wenn wir für 3 Stunden mit unseren Windhunden auf die Hundewiese gehen.
Die Zeit genießen wir dann in vollen Zügen. J


Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, Veganese zu eröffnen? Ich meine, es gibt ja bereits einige vegane Online-Shops. 

Myrella: Ja, da hast du Recht. Der Shop ist auch ehr Mittel zum (guten) Zweck. Eigentlich wollte ich mir vielmehr meinen lang gehegten Traum nach einem eigenen Lebenshof für („Nutz-“) Tiere erfüllen als einen Onlineshop zu gründen. Dazu muss man die Vorgeschichte kennen. Ich mach es kurz: Denn mit 11 Jahren gab es bei mir ein einschneidendes Erlebnis: Als ich mich, wie fast jeden Tag, auf mein Fahrrad geschwungen habe und zu der  5 km entfernten Schweinewiese meines Opas gedüst bin um ein paar Stunden mit meinem Lieblingsschwein zu kuscheln, habe ich eine leere Wiese vorgefunden. Ich wusste sofort was Sache ist und bin heulend und stinksauer zu meinen Großeltern gefahren. Da lagen sie schon, blutüberströmt in einer Wanne mit Eis in der Küche. Mein Lieblingsschwein „Member“ (übersetzt: Mitglied) habe ich sofort erkannt. Ich sah ihr in die weitaufgerissenen Augen und schwor ihr, dass ich alles, was ihr angetan wurde, wieder gut machen, indem ich irgendwann einen Lebenshof mit vielen glücklichen Schweinen aufbaue.  Diesen vielleicht romantisch-kitschigen Schwur hat mich mein ganzes Leben begleitet.
Vor 3 Jahren sind wir dann vom Dorf auf`s Land gezogen, wo wir nun die Möglichkeiten hätten ein solches Vorhaben zu realisieren.
Nur wurden wir nicht von reichen Eltern geboren und das Ganze muss auch finanziert werden. Also warum nicht ein Onlineshop mit ausgesuchten Produkten eröffnen, der den Lebenshof finanzieren könnte?!  Und so ist der „Veganese“ mit einer Hommage an das tollste Schwein der Welt „Member“ geboren. 

Myrella mit der Inspiration zu Veganese



Was unterscheidet Veganese von den anderen Veganshops im Internet? Gibt es spezielle Unterschiede das Sortiment oder vielleicht ja auch das Drumherum betreffend?

Myrella: Ja, es gibt sogar viele Unterschiede:
• Z.B ist der „Veganese“ bislang der 1.vegane Onlineshop, der keine Palmölprodukte führt.
• Auch achten darauf, dass kein Lebensmittel Mandeln aus Amerika enthält, da wir es einfach
 nicht tolerieren können, was dort mit den Bienen geschieht.
 (Zur Info ; ab Min. 0:44:00)
• Der Shop dient als Finanzierungsquelle unseres eigenen Lebenshofs.
 Auch soll unser Garten ein Paradies für wilde, bedrohte Tiere, wie z.B. Bienen,
 Schmetterlinge, Eidechsen, Schlangen, Igel, Fledermäuse, Mauersegler / Schwalben, Frösche /
 Kröten, ...werden. All das wird durch den Shop finanziert.
• Ganz besonders liegen uns die Bienen am Herzen, denn mal ehrlich: Was sind wir schon ohne diese kleinen Insekten mit dem gelb-schwarzen Ringelpulli? Deshalb bekommt jeder Kunde bei seiner Bestellung von uns ein kleines Give-Away in Form einer Bio-Wildblumen-Samentüte, welche er nach Lust und Laune auf seinem Balkon, im Garten oder auf Grünflächen in Städten verteilen kann. So wollen wir durch viele kleine Schritte dem Bienensterben etwas entgegenwirken.
• Wir verwenden zum Versenden der Ware ausschließlich Second-Hand- Kartons. Diese kommen u.A.
von Freunden, von Modehäusern oder anderen Firmen, die uns die Kartons zur Verfügung stellen.
Diese werden von uns vor dem Versand liebevoll und ganz individuell mit Naturfarben und von Hand bemalt.
• Kunden die nicht weiter als 10km von uns entfernt wohnen, werden von uns persönlich CO2-neutral  via Fahrrad beliefert. Durch den persönlichen Kontakt sind schon wunderschöne Freundschaften entstanden. :-)


Nach welchen Kriterien wählt Ihr die Produkte Eures Sortiments aus?

Thomas: Oh, da gibt es viele. Wo fange ich an?
• Die Aufnahmekriterien bestehen ausschließlich Bioprodukte
• Wir achten auch darauf, dass unsere angebotenen Produkte so natürlich und ursprünglich
wie möglich sind. Das bedeutet, dass sie bspw. keine Zusatzstoffe, wie künstliche Farb-, Füll- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und E-Nummern enthalten.
• Unsere Schokoladen sind zum größten Teil fairtrade und frei von Lecithinen.
• Wir setzten auf „Klasse statt Masse“. Wenn wir ein gleichnamiges Produkt finden, was qualitativ
 noch höher liegt als ein anderes, dann wird es dadurch ersetzt.
• Unser Shop führt keine Palmölprodukte, da es für uns einfach zum Tier- und Naturschutz
 beiträgt.
• All unsere Produkte sind tierversuchsfrei
• Bei unserem Non-Food ist es uns wichtig, dass es ökologisch vertretbar ist. Das heißt bspw. ,
dass wir recycelte/recycelbare Alufolie und Kerzen anbieten.


Eure Produkte sind nicht nur vegan, sondern Ihr legt auch Wert darauf, dass kein Palmöl und Palmfett enthalten ist. Was hat Euch dazu bewogen?

Thomas: Wir sind durch die Doku „TödlichesPalmöl – Die letzten Orang-Utans von Sumatra auf das Thema aufmerksam geworden.
Ein Fernsehteam begleitete eine Orang-Utan-Auffangstation und macht auf sehr erschreckende Art und Weise klar, in wie fern die Palmindustrie mit dem Tod vieler, bedrohter Tiere – wie auch dem Orang-Utan – zusammen hängt.

Myrella: Wir haben für uns entschieden, wenn wir den Weg gehen und wir uns für eine vegane Ernährung entscheiden, sollten wir den Gedanken auch zu Ende denken und einer der größten Regenwaldkiller – die Ölpalme –  von unserem Konsumplan streichen. Denn die Wenigsten wissen, dass das Palmöl mit 53 Millionen Tonnen pro Jahr eines der am meisten produziertesten Öle der Welt ist und gleichzeitig eines der Billigsten. Das macht es zu einem lukrativen Geschäft und die Nachfrage steigt enorm. In mittlerweile fast jedem 2. Lebensmittel steckt das tropische Öl, wie z.B. in Keksen, Soßen, Eiscreme, Kosmetika, Waschmitteln, Kerzen,...
Ölpalmen gedeihen nur im feucht-tropischen Klima  – in Regenwaldgebieten, rund um den Äquator erstrecken sich die Monokultur-Plantagen inzwischen auf 16 Millionen Hektar Land.
Die größten Palmölproduzenten sind Malaysia und Indonesien, die 85% des Weltbedarfs liefern.
Vor allem in Indonesien nimmt die Rodung von Regen- und Torfmoorwäldern für die Palmölplantagen dramatisch zu. 9 Millionen Hektar gibt es bereits; 20 Millionen Hektar sind bereits in naher Zukunft geplant. Diese Zahlen finden wir sehr allarmierend und möchten auch in unserem Onlineshop Abstand von solchen Machenschaften nehmen.


Seid Ihr selbst auch Veganer? Wenn ja, wie lange schon und wie ist es dazu gekommen?

Myrella: Ich habe vor knapp 12 Jahren meine Passion zur gesunden Ernährung entdeckt. Nach der Schule wusste ich noch nicht so recht, welche berufliche Richtung ich einschlagen sollte und ich entschloss mich zu einem Überbrückungsjahr „Hauswirtschaft“ an der Berufsschule.
Unsere Klassenlehrerin vermittelte uns beim Kochen und Backen auf so leidenschaftlicher Art und Weise die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung, dass ich bald darauf infiziert wurde. Ich wälzte die dicksten Ernährungsbücher und recherchierte viel im Internet. Kurz darauf kam mir nur noch „Bio“ auf den Tisch. Dann lernte ich vor 9 Jahren meinen Schatz Thomas kennen und unser gemeinsames Kochen weckte in ihm auch das Verständnis für Bioprodukte. Vier Jahre später wurden wir auf Grund der 3-teiligen Doku „Ware Tier“ zu Vegetariern und vor über 5 Jahren hat es dann durch bei uns *klick* gemacht und wir wurden (wieder zeitgleich) vegan.  Ob es dabei bleibt, können wir noch nicht sagen, denn die nächste Stufe >> Rohkost<< finden wir auch sehr interessant ;)


Ich muss es fragen – was ist Euer persönliches Lieblingsprodukt aus dem Shop? Und ist es nicht manchmal schwer für Euch zu widerstehen, wenn Ihr quasi direkt an der Quelle sitzt? Ich glaube, ich müsste ständig naschen… ;-)

Myrella: Oh ja, es ist in der Tat seeehr schwer nicht daran zu denken, dass man einen kleinen Bio-Supermarkt direkt im eigenen Haus hat. Da kommt schon mal die ein oder andere Heißhungerattake. :-) Und wie gemein die Frage nach EINEM Produkt doch ist. ;-) ;-) ;-) Aber unser „Baojam Kokos“ schlägt andere Leckereien in meinem persönlichem Ranking auch nur um Haaresbreite. Er lässt sich so vielseitig verwenden (auf Pancakes, zu Eiscream oder auf Toast) und man unterstützt noch dazu  ein soziales Unternehmen (Baobab Social Business), das ebenso wie wir von ihren Überschüssen diverse gemeinnützige Zwecke finanziert, was ich sehr sympathisch finde.

Thomas: Mein Lieblingsprodukt ist ganz klar der Maronenaufstrich und ist fester Bestandteil meines Frühstücks.


Stichwort „Vogelfrei“ – Ihr habt da was Großes geplant… Erzählt mir mehr! Wie seid Ihr darauf gekommen? Warum ausgerechnet in dieser Form?  Wie weit seid Ihr schon? Wie läuft das genau ab?
„Vogelfrei“ ist das 1. von noch hoffentlich vielen Projekten, die noch folgen werden.
Es soll ehemaligen Legehennen und einem Hahn ein wunderschönes und artgerechtes Leben ohne Leid ermöglichen.
Bei uns in der Gegend gibt es viele Mastställe. Einem Betreiber dieser Ställe würde uns fünf der für ihn nicht mehr „brauchbaren“ Hühner kostenlos aushändigen wollen.
Den Hahn holen wir direkt aus einer Brüterei bei uns im Ort, wo die männlichen Küken nach der Geburt auch sofort vergast werden.
Für den großzügigen Auslauf der Neuankömmlinge wollen wir unseren kompletten Garten zur Verfügung stellen und ihn umzäunen, damit sie vor Fressfeinen und der relativ vielbefahrenen Straße geschützt sind. Auch soll unsere eigene, kaum genutzte Garage zu einem gemütlichen Nachtlager für die Sechs umfunktioniert werden.
Derzeit stehen wir etwas unter Zeitdruck, denn die Hühner und der Hahn sollen eigentlich in diesem Frühling/Sommer bei uns einziehen. Das Geld für den Zaun haben wir durch die Einnahmen des Shops bereits zusammen aber für die Garage müssen wir  – so wie`s derzeit aussieht – wohl etwas improvisieren.  

Die Garage, aus der bald Großes entstehen wird.


Alle weiteren Infos zu diesem Projekt findest Du hier.


Sollten wir sonst noch was wissen?

Thomas: Derzeit haben wir auf Veganese.de eine große %-Aktion. Vielleicht ist ja etwas für den einen oder anderen dabei ;-) Wir freuen uns über jede Bestellung, die bei uns eingeht und ist sie noch so klein. Jeder Umsatz bringt Gewinn, der dann auf direktem Wege in unsere eigenen Projekte zu Gunsten von Mensch, Tier und Umwelt fließt. Wir haben schon viele tolle Ideen, die auf Realisierung warten. 

Myrella & Thomas: Wir möchten uns ganz, ganz herzlich für das tolle Interview bedanken
und wünschen dir liebe Kate alles Gute und viel Erfolg mit deinem Blog!!!

Liebste Grüße aus dem schönen Ankum

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