Dienstag, 13. November 2012

Utopia Day und Utopia Awards 2012 in München

Am vergangenen Freitag hatte ich die Ehre am Utopia Day und der Verleihung der Utopia Awards 2012 in München teilnehmen zu dürfen.
Vorab, für alle, die Utopia noch nicht kennen sollten - dabei handelt es sich um eine wunderbare Plattform, die am Freitag ihren 5. Geburtstag gefeiert hat und die es sich zum Ziel gesetzt hat, den kritischen Dialog zwischen Unternehmen und Kunden zu fördern und damit für einen nachhaltigeren Kosum zu sorgen. Besucht doch einfach mal die Internetseite, es gibt viele spannende Dinge zu entdecken!

Bei der Tagesveranstaltung des Utopia Days gab es ein buntes Programm mit vielen interessanten Vorträgen und Diskussionen. Besonders gut gefallen haben mir an diesem Nachmittag die Beiträge von Prof. Dr. Lucia Reisch, Thomas Gutberlet, Martin Kleene und Prof. Dr. Mojib Latif.

Prof. Dr. Lucia Reisch von der Copenhagen Business School hielt einen sehr interessanten Vortrag darüber, was verändert werden muss, damit nachhaltiger Konsum eine Chance hat. Dabei stellte sie verschiedene Modelle und Möglichkeiten gegenüber, vom Verbot über Regulierung bis Aufklärung war alles dabei. Ich fand das ganz besonders spannend, weil ich mir über dieses Thema ja selbst auch viele Gedanken mache und der Meinung bin, mit Verboten bewirkt man wenig, genau wie damit den Leuten ein schlechtes Gewissen zu bereiten, sondern dass man nachhaltigen Konsum attraktiv machen muss. Der Mensch ist nunmal von Grund auf ein Egoist und ist am ehesten bereit etwas für andere und seine Umwelt zu tun, wenn er selbst daraus auch einen Vorteil zieht. Prof. Dr. Reisch zog in diesem Zusammenhang vor allem dieses Buch heran, welches sich für mich sehr vielversprechend anhörte und das ich bei Gelegenheit unbedingt lesen möchte.

In diesen Kontext passte dann sehr gut der Bericht aus der Praxis von Thomas Gutberlet, dem Vorstandsvorsitzenden des von allen Veganern sehr geschätzten Discounters tegut. Er berichtete von der Unternehmensphilosophie und warum es tegut wichtig ist, viele nachhaltige Produkte im Sortiment zu haben. Gleichzeitig erklärte er aber auch, welche Schwierigkeiten damit verbunden sind - sei es, im Konkurrenzkampf gegen andere Discounter zu bestehen oder auch teilweise die Diskussion mit den eigenen Mitarbeitern, die häufig Bedenken haben, ob man mit nachhaltigen Angeboten wirklich Erfolg haben kann und sich nicht am Ende selbst damit richtet, dass man anderen helfen wollte. Aber diese Bedenken konnte Herr Gutberlet bisher erfolgreich ausräumen bzw. der Erfolg seines Angebots gibt tegut sicherlich recht. Gleichzeitig zeigten seine Berichte aber auch, wie wichtig die tägliche Kaufentscheidung des Verbrauchers ist und wie schnell ein solches Engagement gegen die Wand laufen kann, wenn der Verbraucher nur auf den Preis schaut. Das sollte man sich also bei seiner täglichen Kaufentscheidung im Supermarkt immer im Gedächtnis halten.

Genau das stellte Martin Kleene in der anschließenden Diskussion auch noch einmal sehr gut heraus und appellierte gleichzeitig nochmal an die Verantwortung aller, sowohl der Verbraucher als auch der Wirtschaft.

Am meisten beeindruckt hat mich allerdings Prof. Dr. Mojib Latif, der den meisten sicherlich aus den Medien bekannt ist. Auch ich kannte ihn vorher schon aus dem Fernsehen, muss aber sagen, dass es zwischen Prof. Latif im TV und live einen himmelweiten Unterschied gibt. Dieser Mann ist live eine Wucht, der absolute Wahnsinn, ich hätte es ihm im Leben nicht zugetraut. Er hat so eine tolle und mitreißende Art vorzutragen und wissenschaftliche Zusammenhänge kompakt und trotzdem verständlich und lebending zu erklären, das macht ihm so schnell keiner nach. Was ich aber noch viel besser fand war die Tatsache, dass der Mann kein Blatt vor den Mund genommen hat und wirklich offen Mißstände angesprochen hat und sinnvoll untermauert hat wie kein anderer. Wäre unsere "Klimakanzlerin" anwesend gewesen, sie hätte nach dem Vortrag von Prof. Latif unter einen Bierdeckel gepasst. Chapeau, großartig, wirklich!!!

Prof. Dr. Mojib Latif - leider nur in schlechter Handyqualität, I'm sorry
 

Die Abendveranstaltung startete mit einem Empfang mit Fingerfood und Getränken, bei dem man schon mit den ersten spanndenden Menschen ins Gespräch kommen konnte. Um 20 Uhr wurden schließlich die Awards verliehen und jeder einzelne Preisträger und Nominierte hatte es mehr als verdient, es wurden wirklich großartige Projekte und Menschen geehrt und ich habe mich sehr gefreut, einige davon persönlich kennenlernen zu dürfen - da werdet Ihr in Zukunft auch noch einiges hier auf dem Blog präsentiert bekommen, Ihr dürft schon ganz gespannt sein.



Die Utopia Awards wurden in vier Kategorien verliehen: Unternehmen, Vorbilder, Organisationen und Produkte. Außerdem gab es noch zwei Sonderpreise, einen Sonderpreis Subsistenz und einen für die Changemaker des Jahres. Alle Nominierten und Preisträger könnt Ihr hier nachlesen.

Hervorheben möchte ich den Gewinner in der Kategorie Produkte, den Solarkocher von EG-Solar e.V.. Es handelt sich dabei um ein Entwicklungshilfeprojekt einer Berufsschule und um eine wirklich simple wie grandiose Idee. Der Solarkocher eignet sich übrigens auch für den heimischen Garten, wie ich im Gespräch mit dem Vertreter von EG-Solar erfahren habe - wer also eine Alternative zum Grill sucht und gerne mal völlig klimaschonend im Garten backen, kochen oder braten bzw. grillen (es geht alles damit) möchte, sollte sich solch einen Solarkocher zulegen und dieses wunderbare Projekt unterstützen, sie haben es verdient.




 Auch den Preisträger im Bereich Organisationen möchte ich hier besonders erwähnen. Es handelt sich um Viva con Agua de St. Pauli e.V.. Für alle, denen der Name nichts sagt - so wie mir vor Freitag - es handelt sich nicht um die Weihwasserquelle vom Vatikan, sondern um ein großartiges Entwicklungshilfeprojekt eines Fußballspielers vom FC St. Pauli, der auf einer Reise nach Afrika so nachhaltig von den Bedingungen dort schockiert war, dass er Viva con Agua ins Leben rief, um sauberes Trinkwasser und eine sanitäre Grundversorgung für alle Menschen zu erreichen. Viva con Agua gibt es inzwischen seit sechs Jahren und es wurde schon sehr viel erreicht, wie ihr auf der Homepage nachlesen könnt. Die Auszeichnung hat also auch hier die Richtigen getroffen und ich habe mich sehr gefreut, den Verein und seinen Vertreter kennenlernen zu dürfen - auch von Viva con Agua werdet hier hier bald noch mehr hören...


 
Zum Schluss möchte ich Euch noch den Preisträger des Sonderpreises Changemaker des Jahres näher vorstellen - den hat die memo AG verliehen bekommen. Bei memo, die ich zugegebenermaßen vor diesem Abend auch nicht kannte, was ein Fehler war, handelt es sich um einen Online Shop für ökologisch-faire Produkte; hauptsächlich, der Name lässt es ahnen, aus dem Bereich Büroartikel. Memo war schon sehr früh bei Utopia mit am Start und zeichnet sich dementsprechend durch hohes Engagement in den Bereichen Bio, Fairtrade und Nachhaltigkeit aus, wie mir die unglaublich nette Claudia Silber von memo im persönlichen Gespräch nach der Preisverleihung überzeugend erklärte. 


Claudia Silber von memo mit dem Award - da hatte sie allen Grund zu strahlen :)

Nach der Preisverleihung war dann Party angesagt - und was für eine! Jeder, der behauptet, Menschen, die sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit engagieren wären Spaßbremsen, wäre in dieser Nacht eines Besseren belehrt worden. Es wurde bis tief in die Nacht gefeiert, es gab unglaublich leckeres Essen (alles vegetarisch) und eine noch viel unglaublichere Auswahl an Alkoholika (sogar göttlichen veganen Wein - Kate im Paradies:).
Die Stimmung war wirklich bombastisch und ich war froh, dabei sein zu dürfen und so viele beeindruckende neue Menschen und Projekte kennengelernt zu haben!

Insofern, weiter so, Utopia! Happy Birthday!!! :-)

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