Nun gibt es nach den ganzen Leckereien der letzten Tage aber mal was zu lesen und nicht zu trinken, schließlich muss man auch mal einen Tag Pause machen. Ich denke aber, dieses informative Interview ist mehr als nur ein Pausenfüller und am Ende habe bestimmt nicht nur ich so Einiges dazugelernt, sondern auch ihr habt demnächst noch ein paar Argumente mehr in der Tasche, wenn mal wieder jemand eine Diskussion anzettelt. ;-)
Kate: "Hallo
Herr Dr. Nitzsche, vielen Dank, dass Sie mir für dieses kleine
Interview zur Verfügung stehen, nachdem ich schon von Ihrem leckeren
Weinangebot von Biowein erlesen kosten durfte. Vielleicht möchten
Sie sich und Biowein erlesen meinen Lesern kurz vorstellen. Wie lange
gibt es Biowein erlesen schon, wofür stehen Sie und was hat Sie
bewogen, Biowein erlesen zu gründen?"
Dr. Olaf Nitzsche: "Den
Bioweinhandel biowein-erlesen habe ich vor etwa 5 Jahren gegründet.
Ich hatte damit die einmalige Chance Hobby und Beruf zu verbinden.
Die Begeisterung für Wein ist bei mir schon lange vorhanden. Die
Vielfalt der Weine, die weltweit aus den Beeren ein und derselben
Pflanzenart erzeugt werden, das finde ich faszinierend. Als
Agrarwissenschaftler und Bodenkundler liegt mir der biologische
Weinbau besonders nahe, da gerade bei der Weinerzeugung die
Unterschiede zur konventionellen Erzeugung sehr groß sind. Etwas zur
Förderung dieser nachhaltigen Bewirtschaftungsweise zu tun, war ein
starker Beweggrund für die Gründung von biowein-erlesen. Und es
macht Spaß immer tiefer in die Welt des Bioweines „einzutauchen“,
im Kontakt mit Winzern und Weinfreunden."
K: "Es
gibt ja immer wieder Menschen, die sich fragen, was an Biowein besser
sein soll als an konventionellem Wein. Eine Antwort von Experten
könnte dies jetzt ein für alle Mal klären..."
O.N.: "Um
es gleich vorweg zu sagen: Biowein muss nicht besser schmecken, als
konventioneller Wein, aber die Chance, dass er besser schmeckt ist
sehr groß.
Biowinzer verzichten z.B. auf synthetische Pestizide und auf Kunstdünger. Um trotzdem gesunde und reife Trauben zu ernten müssen Biowinzer den Ertrag sehr stark reduzieren. Und dies ist genau die wichtigste Maßnahme, die auch alle Spitzenwinzer durchführen um beste Weine zu erzeugen. Das Ergebnis sind gehalt- und geschmackvollere Trauben. Wenn der Biowinzer jetzt noch sein Handwerk im Weinkeller beherrscht, dann entstehen Weine, die besser und lebendiger sind als konventionelle Weine. Und das ohne Pestizidrückstände."
Biowinzer verzichten z.B. auf synthetische Pestizide und auf Kunstdünger. Um trotzdem gesunde und reife Trauben zu ernten müssen Biowinzer den Ertrag sehr stark reduzieren. Und dies ist genau die wichtigste Maßnahme, die auch alle Spitzenwinzer durchführen um beste Weine zu erzeugen. Das Ergebnis sind gehalt- und geschmackvollere Trauben. Wenn der Biowinzer jetzt noch sein Handwerk im Weinkeller beherrscht, dann entstehen Weine, die besser und lebendiger sind als konventionelle Weine. Und das ohne Pestizidrückstände."
K: "Kommen
wir auf Ihr Sortiment zu sprechen. Wie viele Weine bieten Sie
eigentlich an und kann man bei Ihnen nur Wein kaufen, oder geht Ihr
Angebot darüber hinaus?"
O.N.: "Derzeit
umfasst mein Sortiment etwa 350 verschiedene Bioweine und Biosekte,
schwerpunktmäßig aus Deutschland und Österreich und aus Europa;
dazu ein paar Weine aus Übersee. Andere Produkte biete ich nicht an,
da der Bioweinmarkt inzwischen schon erfreulich groß und vielfältig
ist und ich der Überzeugung bin, dass es nur bei dieser klaren
Ausrichtung machbar ist, die Übersicht zu behalten und höchste
Qualität anzubieten."
K: "Nach
welchen Kriterien wählen Sie die Weine aus, die Sie bei Biowein
erlesen anbieten?"
O.N.: "Das
erste Kriterium ist, dass es sich um einen Biowein handelt. Dann muss
der Wein natürlich schmecken. Das bedeutet probieren, probieren,
probieren…Nur Weine, die ich überzeugend finde kommen in die
engere Wahl. Da Geschmack aber natürlich sehr subjektiv ist,
versuche ich mich bei der Auswahl auch in meine Kunden
hineinzuversetzen, um ein relativ breites Sorten- und
Geschmacksspektrum anbieten zu können. Von trocken bis lieblich, von
fruchtig bis mineralisch, von leicht bis kräftig. Letztendlich
spielt natürlich auch der Kontakt zum Winzer eine sehr große Rolle.
Glaubwürdigkeit und Engagement für den biologischen Weinbau sind
mir da sehr wichtig."
K: "Das
hört sich alles sehr gut an. Ich habe meinen ganz persönlichen
Lieblingswein ja bereits unter der Auswahl gefunden und werde ihn morgen hier vorstellen – würden Sie mir denn auch Ihren verraten? Vielleicht
kann ich da ja noch ein ganz neues Schätzchen entdecken."
O.N.: "Mein
persönlicher Lieblingswein wechselt mit Jahreszeit und Stimmung
durchaus öfter. Aber im Weißweinbereich zähle ich derzeit die
Rieslinge vom Weingut Clemens Busch von der Mosel zu meinen
Favoriten. Was man aus der Rebsorte Riesling an Vielfalt herausholen
kann, das zeigt Clemens Busch mit seinen Lagenweinen in Perfektion!
Beim Rotwein habe ich gerade ein unerwartetes Schätzchen gefunden. Einen Spätburgunder aus Rheinhessen vom Weingut Hemer. Im Barrique ausgebaut, aus dem sehr guten Jahrgang 2009. Eine Qualität, die man eigentlich eher aus dem Burgund erwarten würde. Ein Wein zum Genießen und Träumen am Abend, bei Kerzenschein."
Beim Rotwein habe ich gerade ein unerwartetes Schätzchen gefunden. Einen Spätburgunder aus Rheinhessen vom Weingut Hemer. Im Barrique ausgebaut, aus dem sehr guten Jahrgang 2009. Eine Qualität, die man eigentlich eher aus dem Burgund erwarten würde. Ein Wein zum Genießen und Träumen am Abend, bei Kerzenschein."
K: "Sie
haben auch vegane Weine im Angebot, was für mich natürlich das
entscheidende Kriterium war. Könnten Sie für die nicht-veganen
Leser kurz erläutern, was einen veganen von einem nicht-veganen Wein
unterscheidet?"
O.N.: "Der
Unterschied liegt in der Verwendung von sogenannten Schönungsmitteln.
Diese werden dem Wein zugegeben um die Trübstoffe zu binden, damit
sie dann besser abfiltriert werden können. So soll erreicht werden,
dass der Wein in der Flasche schön klar ist. Gängige
Schönungsmittel sind zum Beispiel Gelatine, Casein oder Eiklar. Als
Alternative bietet sich z.B. Bentonit an, eine Tonerde, die dem
gleichen Ziel dient, wie die tierischen Hilfsstoffe.
Darüber hinaus kann der Winzer auch ganz auf die Schönung verzichten. Das erfolgt meist bei Weinen die sehr lange im Fass gelagert werden und dann im höheren Preissegment angesiedelt sind."
Darüber hinaus kann der Winzer auch ganz auf die Schönung verzichten. Das erfolgt meist bei Weinen die sehr lange im Fass gelagert werden und dann im höheren Preissegment angesiedelt sind."
K: "Eine letzte Frage
habe ich noch... Glauben Sie, es besteht eine Hoffnung, dass
irgendwann alle Weine vegan sind? Was hält Winzer davon ab, ihre
Weine vegan anzubieten?"
O.N.: "Ich
glaube nicht, dass es dazu kommen wird, dass alle Weine vegan sind.
Die verwendeten tierischen Hilfsstoffe sind für den Menschen
prinzipiell nicht schädlich, darüber hinaus erfüllen sie Ihren
Zweck in der Weinbereitung recht gut und kostengünstig. Insofern
stellt sich für viele Winzer, gerade bei der Erzeugung von
günstigeren Weinen, die Frage nach einem Verzicht auf diese Stoffe
gar nicht.
Umso wichtiger finde ich es, dass die verwendeten Zusatz- und Hilfsstoffe auch beim Wein klar deklariert werden. Und wenn es schon nicht per Gesetz auf der Flasche klappt, dann zumindest im Handel, um für den Kunden Wahlfreiheit zu gewährleisten."
Umso wichtiger finde ich es, dass die verwendeten Zusatz- und Hilfsstoffe auch beim Wein klar deklariert werden. Und wenn es schon nicht per Gesetz auf der Flasche klappt, dann zumindest im Handel, um für den Kunden Wahlfreiheit zu gewährleisten."
K: "Vielen
Dank für das Interview!"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen